Spirituelles

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Dies ist eine Nacherzählung der wunderschönen Weihnachtsgeschichte "Der vergessliche Engel" von Christine Spilling-Nöker. 

 

Es war kurz vor Weihnachten und im Himmel herrschte ein buntes Treiben. Alle Engel waren damit beschäftigt ihre Instrumente zu putzen und die schönen Weihnachtslieder für den Heiligen Abend zu proben.

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Zur richtigen Zeit waren alle Engel fertig und wollten mit ihren Instrumenten hinunter zur Erde fliegen. Da rief ein kleiner Engel ganz aufgeregt: "Wartet noch einen Augenblick, wartet, ich kann mein Liedblatt nicht finden!" Ein älterer und gütiger Engel versuchte ihn zu trösten und meinte, dass er ja mit in sein Liedblatt hineinschauen könnte. Doch der kleine Engel jammerte und verneinte, da er sich doch in seinem Notenblatt seinen Einsatz schon rot angestrichen hätte, den er sonst immer vergessen würde. Schnell verschwand er zwischen den Wolken um sein Blatt zu suchen. Als er es gefunden hatte, kam er mit einem ganz zerfledderten Liedzettel an. Gemeinsam flogen sie zur Erde, aber schon nach kurzer Zeit rief der kleine Engel wieder ganz entsetzt: "Halt, halt, ich habe meine Harfe vergessen! Als ich vorhin meinen Liedzettel gesucht habe, habe ich sie geschwind auf einer Wolke abgelegt, und als ich ihn gefunden habe, habe ich sie vergessen! Aber ich brauche doch mein Instrument, schließlich spiele ich im Himmelsorchester die erste Harfe!" Der ältere Engel meinte jedoch, dass sie nun nicht mehr umkehren könnten. "Flieg alleine zurück, hole dein Instrument und komm wieder zu uns nach Bethlehem."

Aber der Kleine war schon ganz scharf abgebogen und zurückgeflogen, so dass er den letzten Satz des älteren nicht mehr gehört hatte.

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Natürlich kam es wie es kommen musste. Der kleine fand zwar seine Harfe, wusste dann aber leider nicht mehr, in welchem Ort das einmalige Ereignis von der Geburt Jesu Christi stattfinden sollte. Er erinnerte sich nur noch, dass es in einem Land mit "I" war. Und in welcher Stadt? Eine Stadt mit einem "B". Er ärgerte sich sehr über sich, dass er sich den Tag und den Ort nicht aufgeschrieben hatte. Schließlich landete er ziemlich unsanft in Benares in Indien mitten in einem Slum.

Er erinnerte sich daran, dass er ein Kind in einer armseligen Unterkunft finden müsste und machte sich selbst Mut, dass ihm das nach kurzer Zeit auch gelingen könnte. Er fand auch sogleich eine vor Schmerzen weinende Mutter und ein schreiendes Baby. Mit seinen Flügeln fächelte er den beiden etwas Wind zu, spielte ihnen mit seiner Harfe eine wundervolle Musik und sang ihnen das "Ehre sei Gott in der Höhe vor". Es klang so herrlich und rein, dass er erst bei der letzten Zeile merkte, dass er ganz allein sang. Da sich die Mutter und das Kind schnell beruhigt hatten, hoffte er, dass alle anderen Engel an falscher Stelle jubelten und musizierten, ahnte aber, dass ihn diese Hoffnung trog.

Müde, verwirrt, beschämt über seine Vergesslichkeit und traurig darüber, das große Ereignis verpasst zu haben, aber doch auch etwas glücklich im Herzen, flog er in den Himmel zurück.

Dort empfingen ihn die anderen Engel, machten sich lustig über ihn und schimpften, dass er die heilige Nacht Gottes geschwänzt hätte. Da wurde er sehr traurig und fragte sich, ob nicht auch ein Engel einmal einen Fehler machen dürfte. Erschrocken und in seiner zarten Seele verletzt, ließ er sich wieder auf die Erde fallen.

Auf der Erde spürte er in seinem liebevollen Herzen aber den göttlichen Auftrag, genau bei den Menschen zu sein und ihnen beizustehen, die seine Hilfe gerade am nötigsten bräuchten.

Bis heute ist der kleine vergessliche Engel auf der Erde und schenkt Ruhe, Frieden und helle Träume, in denen die Traurigen und Verlorenen der Welt spüren, dass es doch noch Hoffnung gibt für den neuen Tag. Seitdem er unter uns Menschen seine Spuren hinterlässt, ahnen wir, dass es mit den Engeln auf der Erde doch etwas auf sich haben muss.

Und vielleicht sind ja auch wir dem kleinen Engel schon einmal begegnet oder haben ihn gespürt?!

 

nacherzählt von Fabian Lieber





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