Barbarazweige – Warten auf das Wunder
Oft schon im Dunkeln und mit Taschenlampe bewaffnet ist unser großer Kirschbaum im Garten mein Ziel am Vorabend zum Barbaratag. Schließlich warten schon einige Menschen auf die Zweige – komme ich mal ein oder zwei Tage später bei manchen an, dann ist die Freude umso größer. Hatte man doch schon Angst oder Zweifel, ob ich sie in diesem Jahr vergessen hätte. Und damit beginnt dann das Warten – das Warten auf ein kleines Wunder.
Ich ertappe mich oft dabei, wie ich die Zweige betrachte, ja regelrecht begutachte und mich über jede noch so kleine Knospe freue. Ob sie wohl bis Weihnachten aufgeht und blüht? Ja fast sehnsüchtig wartet man darauf, dass doch wenigstens zu Weihnachten ein kleines Wunder geschieht.
Warten wir im Leben nicht so oft auf vieles? Sind voller Erwartung? Werden dabei enttäuscht? Aber vielleicht übersehen wir vor lauter Erwarten und Warten das Wesentliche. Der Legende nach wurde Barbara Christin gegen den Willen ihres Vaters, der sie daraufhin einsperren und töten ließ. Auf dem Weg ins Gefängnis verfing sich ein kahler Kirschzweig in ihrem Kleid, sie stellte ihn in ein kleines mit Wasser gefülltes Tongefäß bis er mitten im Winter begann zu blühen. Aus einem toten Zweig war neues Leben entsprungen, Barbara glaubte fest daran, dass ihr Sterben nicht umsonst war und sie nach ihrem Tod zu neuem Leben erblühen wird.
Ein kahler Zweig, der mitten im Winter erblüht, wird so zum Hoffnungszeichen auf das neue Leben, das Jesus uns immer wieder aufs Neue bringen möchte. Wir müssen es nur erkennen.
Kleiner Tipp: Statt Kirschzweigen kann man auch gut Zweige der Forsythien oder anderer Obstbäume nehmen – nach dem Schnitt sollte man sie über Nacht kalt lagern, um sie dann am nächsten Tag in eine Vase mit lauwarmen Wasser zu stellen. Vielleicht gibt es in der Nachbarschaft alte, einsame oder kranke Menschen – was für ein schönes Zeichen der Hoffnung, wenn man diesen Menschen so einen Zweig mit einer kleinen Botschaft versehen, vorbei bringt und sie an diesem kleinen Blütenwunder teilhaben lässt.
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