Die Welt in Ordnung bringen

 

Wie zu erwarten, hatte der Spielwarenhändler Franz Schmitt auch an jenem Tag im Dezember den üblichen Stress gehabt. Man hatte ihm Schaukelpferde geliefert in einer ganz anderen Farbe. Die Leute in der Schlange vor der Kasse waren ungeduldig. Denn all die Bilderbücher und Teddybären, die Computerspiele und alles, was gekauft wurde, musste natürlich mit weihnachtlichem Geschenkpapier hübsch verpackt werden.

Als Franz Schmitt dann lange nach Ladenschluss erschöpft zu Hause ankam, da kam seine Tochter und wollte mit ihm spielen. Sie hatte ihn den ganzen Tag nicht gesehen und hatte ein Recht darauf.

Um das Kind zu beschäftigen, nahm Franz Schmitt ein Blatt aus der Zeitung mit einer Weltkarte drauf. Darin waren die Katastrophen eingezeichnet, viele Orte, wo es während des Jahres Hungersnöte oder Terroranschläge gegeben hatte, Tankerunglücke, Waldbrände und Überschwemmungen. Auch ganz aktuell die Länder mit den höchsten Corona-Zahlen waren deutlich gemacht.

Franz Schmitt zerriss dieses Blatt in kleine Stücke und sagte zu seiner Tochter: „Hier hast du ein Puzzle. Versuche, diese Welt wieder in Ordnung zu bringen.“

Franz Schmitt legte die Beine hoch und machte es sich mit seiner Zeitung gemütlich. Doch er konnte nicht lange in Ruhe lesen. Denn schon nach ein paar Minuten kam die Kleine wieder, um dem Vater stolz die fertige Karte zu zeigen. Und sie stimmte tatsächlich. Jedes Land war am richtigen Platz. Erstaunt fragte der Vater sein Kind, wie es das so schnell geschafft habe, die Weltkarte zusammen zu setzen.

„Ganz einfach,“ antwortete die Tochter. „Auf der Rückseite der Weltkarte war ein Mensch abgebildet. Ich brauchte nur den Menschen in Ordnung bringen, da stimmte auch die Welt wieder.

(Nach einer Wandergeschichte, nacherzählt von Hans Stehle)

Eine adventliche Aufgabe: In diesen verstörenden Zeiten, in denen die Welt aus den Fugen geraten scheint, sich einfach dem Menschen zuwenden, dass er ganz wird. Das bringt die Welt in Ordnung.

Ein lohnender Weg durch diesen Advent, jeden Tag. Hin zum Fest der Menschwerdung Gottes.

Hans Stehle

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